Was machen Bauernhöfe heute anders? Das erfuhren die Teilnehmer bei einer 30 Kilometer langen Bio-Radl-Tour durch den südwestlichen Landkreis.
Die Biomodellregion der Allianz Waldsassengau im Würzburger Westen umfasst 13 Gemeinden. Seit 2016 kann sich die Allianz mit diesem Titel schmücken, so Projektleiter Jochen Diener bei der Begrüßung der 20 Teilnehmer an der diesjährigen Bio-Radl-Tour im südwestlichen Landkreis. Start der rund 30 Kilometer langen Informationstour war in Kist. Zweiter Bürgermeister Martin Ertl begrüßte die Teilnehmer, die in diesem Jahr wegen Corona reduziert werden mussten. Diejenigen aber, die teilnehmen konnten, waren bei ausgesuchten Betrieben zu Besuch, die sich besonders um die Erhaltung der Natur und der natürlichen Lebensräume einsetzen. Einer davon ist der Bauernhof der Familie Grimm in Limbachshof.
Limbachshof ist ein Ortsteil von Kleinrinderfeld und über einen gut ausgebauten Radweg abseits der Staatsstraße von Kist aus zu erreichen. Auf dem Hof, der schon in vierter Generation von Familie Grimm bewirtschaftet wird, stellte Ramona Grimm das Konzept vor. Es handelt sich hier um einen klassischen Bauernhof mit Milchviehhaltung und Ackerbau. Dazu kommen noch Ziegen, Hühner und Bienen, sodass Familie Grimm als Erlebnisbauernhof breit aufgestellt ist. Immer wieder kämen Schulklassen zu ihr auf den Hof, so Ramona Grimm. Dafür hat sie ein vielfältiges Beschäftigungsangebot vorbereitet. So konnten die Teilnehmer der Bio-Radl-Tour selbst Butter aus Süßrahm herstellen und diese an Ort und Stelle mit Brot und frischen Kräutern verzehren. Mit dabei waren auch die beiden Altbürgermeister Adolf Hemrich(Altertheim) und Hans Fiederling (Waldbrunn). Fiederling war bis zu seinem Ausscheiden Ende April Vorsitzender der Allianz Waldsassengau.
Der Hit-Aktivstall bietet Vorteile für Pferd und Halter
Vom Bauernerlebnishof ging es direkt zum Nachbarn, der Familie Stürmer. Die hat sich auf die Haltung und Unterbringung von Pferden spezialisiert. Ihr sogenannter „Hit-Aktivstall“ beeindruckte die Teilnehmer besonders. Vom Konzept der vollkommen Bewegungsfreiheit der Tiere mit automatischer Fütterung, die computergesteuert funktioniert, zeigten sich die Besucher beeindruckt. „Wir haben bereits 2005 auf biologische Landwirtschaft umgestellt“, berichtete Dagmar Stürmer. Futter und alles Weitere werde fast ausschließlich selbst produziert. „Der Vorteil unseres Stallkonzeptes ist, dass der Pferdebesitzer nicht täglich nach seinem Tier schauen muss, sondern sicher sein kann, dass das Tier ausreichend Auslauf und Futter hat“, erklärte Dagmar Stürmer.
Bioanbau seit fast 40 Jahren
Anschließend ging es weiter über einen etwas steileren Anstieg auf einem Feldweg über den Blutsee in den zukünftigen Naturwald Irtenberger Wald. Hier erläuterte Wolfgang Schölch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) den Sinn, der hinter dem Naturwald steckt. Er sei selbst jahrelang Revierförster in diesem Gebiet gewesen und habe die fortschreitende Veränderung des Waldes miterlebt, schilderte Schölch. Auf der rund 510 Hektar großen Fläche sei der Klimawandel spürbar, so der Fachmann. Bereits seit 2003 beobachte man ein Buchensterben, das sich in den vergangenen zwei Jahren dramatisch verschlimmert habe.
Von dort aus führte Adolf Hemrich die Gruppe zum Biohof der Familie Kraus-Egbers-Moosmann. Hier wird schon seit fast 40 Jahren biologisch Gemüse angebaut, berichtete David Egbers. Er ging auch auf die Vorteile des Bioanbaus ein. So werde der Boden nicht ausgelaugt und mit der Naturdüngung können sich die Mikroorganismen regenerieren.
Weiter ging es nach Waldbrunn zum „digitalen Bienenstock“. Imker Gerd Stolzenberger informierte, dass es sich bei diesem Stock nicht um einen klassischen Stock zur Erzeugung von Bienen handelt, sondern um ein Schauobjekt, bei dem jeder unter www.we4bee.org das Leben der Bienen live am Computer ansehen kann. Den Abschluss bildete ein Schlusshock im Eisinger Erbachshof. Im Skulpturenpark dankte Bürgermeisterin Ursula Engert allen Teilnehmern für
ihre Ausdauer.
Artikel der Mainpost, 16. September 2020, Autor: Matthias Ernst